Graphikerin ist Evelyne Verheggen in ihrem beruflichen Leben und die klaren Linien, die sie in ihrer eigenen Agentur punkt’um nutzt, sind auch in ihren Bildern wiederzufinden. „Schon als Jugendliche habe ich oft gemalt“, erzählt sie. Schon damals habe sie es als etwas sehr Persönliches empfunden, anderen ihre Gemälde zu zeigen. „Viele Emotionen in wenigen Strichen“, so lassen sich ihre Arbeiten zusammenfassen.
Mit einer Skizze fängt jedes Bild an, meist kommt etwas ganz Anderes dabei heraus.
Dabei gibt es zwischen den verschiedenen Serien sowohl was die Technik als auch was die Aussage betrifft, große Unterschiede. In ihrem Atelier, dass sie sich in ihrem Zuhause in Elsenborn eingerichtet hat, sind neben Pinseln, Leinwänden und Farben aller Art jede Menge Materialien zu finden, die sie in ihren Bildern verarbeitet. „Ich liebe es, über Floh-märkte zu streifen und beispielsweise alte Bücher zu entdecken“, erzählt sie und nimmt einen alten Atlas in die Hand, den sie auf diese Weise gefunden hat. Teile davon wer-den in ihren Bildern wieder auftauchen. In einem alten Koffer auf ihrem Maltisch hat sie weitere „Schätze“ versteckt.
Im Atelier sowie in anderen Ecken des Hauses sind Leinwände in allen Größen zu finden, die auf eine „weitere Bearbeitung“ warten.
„Ich arbeite oft an mehreren Bildern gleichzeitig“, erzählt sie. Dabei fängt jedes Bild mit einer Skizze und damit mit einer recht konkreten Vorstellung an. „Aber meistens wird am Ende etwas komplett anderes daraus“, lacht die 42-Jährige.
Während der Schulausbildung am Maria-Goretti-Institut und später während des Studiums am Institut Saint-Luc in Lüttich – zuerst Fotografie, dann Graphik – hat die Malerei Evelyne Verheggen immer begleitet. Nach dem Studium hat die gebürtige Grüfflingerin zunächst als Graphikerin in verschiedenen Agenturen gearbeitet, bevor sie ihre Agentur punkt’um gegründet hat. Viele der Techniken, die sie in ihrem Studium erlernt hat, verwendet sie heu-e in ihren Bildern. Hinzu kommen ihre beruflichen Erfahrungen.
Klare Aussagen, gerade Linien, das sind Dinge, die in ih-em beruflichen Alltag eine große Rolle spielen. „In meinem Beruf ist es wichtig, sich in die Kunden hineinzuversetzen und mit einer einfachen Wortkombination eine Nachricht zu überbringen“, sagt sie. Die Malerei betrachtet sie als wichtigen Ausgleich zu ihrem beruflichen Alltag, in dem sie als „Gestalterin“ meist am Computer tätig ist. Gleichzeitig ist die Kunst aber weitaus mehr als ein reines Hobby.
So hat sie beispielsweise beim Luxembourg Art Prize ein Dossier eingereicht, vor allen Dingen auch im Hinblick darauf, Kontakte zu anderen Künstlern zu bekommen und eine professionelle Rückmeldung zu ihren Arbeiten zu erhalten.
Nachdem die Besucher sich anfangs sehr zurückgehalten haben, hat sie mittlerweile eine Reihe von Reaktionen auf ihre Ausstellung im Ärztehaus Praxis Kompass erhalten. Ein „Fächer“ mit Erklärungen zu jedem Bild ist dort einzusehen, denn das Besondere an den dort ausgestellten Arbei-en ist, dass hinter jeder ein-zelnen eine Geschichte steckt.„Ich liebe es, neue Wortkombinationen zu bilden und Wörtern eine neue Bedeutung zu geben“, erklärt sie, wie die Titel ihrer verschiedenen Gemäldereihen entstehen. In „Lebensmuster“ greift sie beispielsweise Themen auf, die sich im Laufe des Lebens immer wieder wiederholen. In Acryl und Chinatusche zeigt sie beispielsweise Frau Mathilde, die etwas in ihrem Leben ändern möchte, aber nicht so richtig weiß, was ihr fehlt. „Stadtgeflüster“ zeigt „Panoramen von Lichtern, Gerüchen und Geräuschen“ auf Bildern, in denen „die Farben der Fenster im Kontrast zum Rest stehen“. Die Serie „Kopflinien“ ist auf Plexiglas entstanden und stellt Gedanken in Form von elektrisierenden Linien dar.
In den persönlichen Führungen durch die Ausstellung, die sie in den letzten Wochen angeboten hat, ist sie oft auf diese Geschichten hinter den Bildern angesprochen worden. „Viele Menschen sind sehr empfänglich dafür“, ist die Erfahrung, die sie aus ihrer ersten Ausstellung mitnimmt. Eine Idee, die nun auf dem Tisch liegt, ist ein Geschichtenbuch für Erwachsene. „Die Bilder sind für mich untrennbar mit dem dazugehörigen Text verbunden“, sagt Evelyne Verheggen.
Im Ärztehaus sind die Bilder zu den üblichen Öffnungszeiten Montag bis Freitag von 8 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 19 Uhr zu sehen. Rückmeldungen sind erwünscht. „Jede Reaktion bringt mich irgendwie voran“, sagt sie und hat noch viele Techniken im Kopf, die sie gerne versuchen möchte und Wände, an denen sie ihre Kunst gerne zeigen möchte. Die nächste Ausstellung soll also nicht sehr lange auf sich warten lassen.